Multiboot mit Windows 98 und Windows 2000/XP (von R. Neumann)

Auf Grund von Anfragen an uns möchte ich einmal hier über dieses Thema berichten. Wer noch Anwendungen oder Spiele benutzt, welche unter Windows 2000/XP nicht laufen, für den ist eine Multibootkonfiguration mit Windows 98 durchaus sinnvoll. In diesem Beitrag möchte ich einmal kurz erklären, wie man so eine Konfiguration hinbekommt.

Vorbereitung der Festplatte

Als erstes muss die Festplatte in mehrere Partitionen aufgeteilt werden. Man kann zwar rein theoretisch beide Betriebssysteme auf eine Partition installieren, dies birgt aber die Gefahr, dass einzelne Systemdateien des ersten Betriebssystems überschrieben werden.

Warum ich nun genau diese Prozedur verwende, erkläre ich am Schluss des Beitrags.

Die Partitionierung erreicht man mit Tools wie Partition Magic oder auch mit dem in Windows 98 enthaltenen FDISK. Dabei wird der Rechner mit der Windows 98 Diskette oder auch CD gebootet. Mit FDISK legt man nun mindestens 2 Partitionen an (ich empfehle drei Partitionen für ein gemeinsames Laufwerk). Ob man nun zwei primäre oder eine primäre und eine erweiterte Partition anlegt, ist jedem selbst überlassen. In meinem Beispiel legt man zwei primäre und eine erweiterte Partition mit einem logischen Laufwerk an (die erweiterte deshalb, da Windows 9x nur eine primäre Partition verwalten kann). Die erste Primärpartition wird nun noch aktiviert und die Zweite versteckt (Partition Magic macht dies automatisch).

Um die angelegten Partitionen auch gleich mit dem nötigen Dateisystem formatieren zu können empfehle ich z.B. Partition Magic 7 (wegen der Unterstützung von Windows XP). Hierbei wird die erste Partition mit NTFS, die Zweite und Dritte mit FAT32 formatiert. Um Verwechslungen zu vermeiden, benennen wir die Erste mit WIN2000, die Zweite mit WIN98 und die Dritte mit SONSTIGES oder was euch so einfällt.

Installation der Betriebssysteme

Auf die erste Partition wird nun Windows 2000/XP installiert (da diese Systeme etwas langsamer sind, sollten sie auf den schnellsten Teil der Platte installiert werden, also die erste Partition).

Auf die zweite Primärpartition wird nun Windows 98 installiert, vorher sollte man diese Partition als aktiv markieren (im Partition Magic unter Speziell). Dadurch wird die Erste automatisch versteckt.

Damit nun beide Betriebssysteme gestartet werden können benötigt man noch einen Bootmanager, da der in Windows 2000/XP vorhandene Bootloader durch diese Prozedur nicht funktioniert. Ich empfehle hier das für Privatanwender kostenlose Boot-US. Da im Moment nur Windows 98 startet, installiert man den Bootmanager hier. Alternativ könnte man vorher mit Partition Magic die erste Partition (Windows 2000/XP) als aktiv markieren und den Bootmanager hier installieren. Genaue Installationsanleitungen könnt ihr auf der Webseite des Herstellers finden.

Einrichtung der Betriebssysteme

Damit man nun nicht aus Versehen auf der Platte des gerade nicht geladenen Betriebssystems herumlöschen kann, muss man noch einige Maßnahmen ergreifen.

Unter Windows 98 ist das kein Problem, da es die Partition des Windows 2000/XP nicht "sehen" kann, da sie mit NTFS formatiert ist. Man hat also bei geladenem Windows 98 nur Laufwerk C: (unsere zweite primäre Partition "WIN98") und Laufwerk D: (die erweiterte Partition mit dem logischen Laufwerk "SONSTIGES").

Da Windows 2000/XP mit mehreren Dateisystemen klarkommt, müssen wir uns hier der Datenträgerverwaltung bedienen (Start - Einstellungen - Systemsteuerung - Verwaltung - Computerverwaltung, hier dann die Datenträgerverwaltung). Hat alles geklappt sieht man hier die Festplatte, bezeichnet als Festplatte 0 (bei Verwendung von nur einer Platte). Auf dieser Platte sollten nun unsere drei Partitionen sichtbar sein. Der zweiten Primärpartition müssen wir jetzt nur den Laufwerksbuchstaben "entziehen". Dazu klickt man mit der rechten Maustaste auf die Partition und wählt im Kontextmenü den Eintrag "Laufwerksbuchstaben und -pfad ändern …", im erscheinenden Fenster wählt man "Entfernen". Jetzt sind nur noch die Laufwerke C:WIN2000 und E:SONSTIGES übrig. Um nun nicht so ein Durcheinander im Arbeitsplatz zu haben, müssen wir nun den freigewordenen Laufwerksbuchstaben wieder auffüllen. Dazu klicken wir wieder rechts auf Laufwerk E: (unsere Dritte Partition) und wählen hier wieder "Laufwerksbuchstaben und -pfad ändern …". Im erscheinenden Fenster wählt man nun "Ändern", worauf sich wieder ein Fenster öffnet in dem man im Drop-Down-Menü nun D: als neuen Buchstaben wählen kann. Das Selbe macht man nun mit allen nachfolgenden Geräten (CD-Rom, DVD …).

Im Großen und Ganzen war es das auch schon. Die dritte Partition kann von beiden Systemen genutzt werden, da es eine erweiterte Partition mit logischem Laufwerk ist und wir sie mit FAT32 formatiert haben.

Erklärung

Ich habe diese Prozedur gewählt und auch schon mehrmals erfolgreich angewendet, da wir dadurch zwei vollkommen unabhängig voneinander funktionierende Betriebssysteme bekommen und auch keine Daten des gerade nicht geladenen Betriebssystems zerstören können. Für den Datenaustausch zwischen den beiden Betriebssystemen haben wir unsere dritte Partition.

Die Installation ist zwar aufwendiger, hat aber den großen Vorteil, dass alle installierten Partitionen voneinander unabhängig werden. Die Unabhängigkeit ergibt sich quasi automatisch, denn da die bereits vorhandenen Partitionen versteckt sind, sind diese Partitionen bei einer anschließenden Installation einer weiteren Partitionen "unsichtbar" und die neue Installation läuft genau wie eine Erst-Installation ab. Aufgrund der Unabhängigkeit lassen sich später einzelne Partitionen ändern oder löschen ohne dass die anderen Partitionen dadurch beeinträchtigt werden.

Hier noch ein paar Erläuterungen warum andere Wege nicht funktionieren. Installiert man Windows 98 auf C: und Windows 2000 auf D:, so kann man die Partition auf der die Startdateien liegen nicht "Ausblenden" (hier C:) und die Partition mit dem Betriebssystem sowieso nicht. Man könnte auch Windows 98 erst auf D: installieren und hinterher Windows 2000/XP auf C:. Hier kann man dann zwar die Windows 98 - Partition ausblenden, kann aber im Gegenzug C: nicht mit NTFS formatieren, da dann Windows 98 nicht mehr startet. Der größte Nachteil aber ist, dass die Partitionen nicht unabhängig voneinander sind.